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OUT IN OST-BERLIN

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Hier finden Sie Pressekritiken zum Film. Für druckfähige Pressefotos schicken Sie uns bitte eine Mail. Presseheft als PDF hier.

Chronologischer Abriss zur Geschichte der Homosexualität in der DDR hier.

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NOT yet complete! Will be updated and completed with the mentioned press quotes late 2013!

Presse zum Kinostart 31.10.2013:
TAZ, Spiegel Online, Berliner Zeitung, TIP, Neues Deutschland, Queer.de, KulturSpiegel, u.v.a.m.

Wann/Date Wo/Publication

13 FEB 2013 Frankfurter Rundschau

15 FEB 2013 Radio Eins (Radio Interview)

15 FEB 2013 Neues Deutschland

13 FEB 2013 RBB Abendschau (TV Interview)

13 FEB 2013 Berliner Zeitung

07 FEB 2013 Der Tagesspiegel

15 FEB 2013 Der Tagesspiegel

07 FEB 2013 Kultura Extra

10 FEB 2013 Teddy TV (Interview English)

FEB 2013 Teddy Award

15 FEB 2013 Spiegel Online (English)

13 FEB 2013 Leipziger Volksstimme

05 FEB 2013 Die Welt

17 FEB 2013 The Hollywood Reporter (English)

18 FEB2013 karpatinfo.net (Hungarian / English)

FEB 2013 RBB-online

15 FEB 2013 429 Magazine / dot429.com (English)

13 FEB 2013 Spielfilm.de

FEB 2013 Spielfilm.de

FEB 2013 info-sh-media.de

15 FEB 2013 SWR 2 (Radio)

FEB 2013 Gay.ru

29/30 MAR 2013 Czech Television Channel 2

05/06 APR 2013 Czech Television Channel 2

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

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Frankfurter Rundschau
Claus Löser

Theorie der Harmonie

Die DDR war auch ein fundamentalistisches heterosexuelles System, in dem Abweichungen keinen Platz hatten. Der Film „Out in Ost-Berlin“ zeigt schwul-lesbisches Leben vor dem Mauerfall. In dem Dokumentarfilm folgen die Regisseure Jochen Hick und Andreas Strohfeldt dem Leben von 13 Menschen, die immer wieder mit Diskriminierung konfrontiert waren. Rein theoretisch herrschte in der DDR für Schwule und Lesben Rechtssicherheit: der berüchtigte §175 des Bürgerlichen Gesetzbuches war bereits 1968 abgeschafft worden. Die Wirklichkeit sah indessen anders aus. Immer wieder fanden sich Betroffene mit Diskriminierungen konfrontiert. Die DDR war auch ein männlich dominiertes, fundamental-heterosexuelles System, in dem Abweichungen mit Häme oder gezielter „Zersetzung“ begegnet wurde. Als sich Mitte der 1980er-Jahre auffallend viele Schwule unter den in den Westen entlassenen, einstigen DDR-Bürgern befanden, kursierte in Kreisen der Nomenklatura ein Hermann Axen zugeschriebener Spruch: „Wir trennen uns von all jenen, die ein falsches Verhältnis zum Staat, zur Arbeit oder zum anderen Geschlecht haben.“

Im Konflikt mit dem SED-Regime

Jochen Hick und Andreas Strohfeldt porträtieren in ihrem Dokumentarfilm 13 Menschen, die auf unterschiedliche Weise bei ihrer Suche nach geschlechtlicher Identität mit den Ansprüchen des SED-Regimes in Konflikt gerieten. Auffallend viele der Gesprächspartner stammen aus Familien mit enger Bindung an Staat und Partei. Der Vater von Klaus Laabs etwa war Staatssekretär für Volksbildung und Direktor des Schulbuch-Verlags „Volk und Wissen“. Seinem Sohn sollte ein Studium in Moskau mit nachfolgender Diplomatenkarriere gesichert werden. Daraus wurde nichts. Als er immer wieder bei der SED um eine offene Diskussion über Homosexualität nachsuchte, schloss man ihn aus „seiner“ Partei aus. Erst diese Ausgrenzung machte ihn zum oppositionellen Schwulen-Aktivisten. Auch Peter Rauschs Eltern waren staatstreue DDR-Bürger, die zur Belohnung für ihre Loyalität in die Stalinallee einziehen durften. Rausch wurde 1973 zum Mitinitiator der Homosexuellen Interessengemeinschaft Berlin (HIB) – am Vorabend hatte er mit Freunden im Westfernsehen Praunheims filmisches Pamphlet „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ gesehen.

Super-8-Authentizität

Innerhalb der HIB drehte er selbst einige Filme auf Super-8, die heute einmalige Dokumente sind und dem aktuellen Film wesentlich zu seiner Authentizität verhelfen. Jede einzelne Biografie der im Film porträtierten Frauen und Männer erweist sich als gesättigt von Brüchen und Widersprüchen. Je nach Mentalität gelang es den Einzelnen, die Zeit in der DDR mit mehr oder weniger Blessuren zu überstehen. Primär auf Festkultur angelegte Lebensentwürfe zogen sicher weniger staatliches Misstrauen auf sich als politisch bewusste Zielstellungen. Der Film versucht nicht, die unterschiedlichen Positionen im Nachhinein zu vereinheitlichen, lässt die Widersprüche der Figuren stehen. Leider findet diese Zurückhaltung beim Einsatz der Musik keine Entsprechung. Hier wäre weniger weitaus mehr gewesen.



Neues Deutschland
Tom Mustroph

Keine Küsse unter Brüdern
Im Panorama: Eine Doku über Schwule in der DDR

Lesben und Schwule hatten es nicht leicht in der DDR. Wer alt genug ist, wird sich noch erinnern können - und sei es nur daran, dass der Ehekredit für junge Paare, der junge Leute mit stärkeren Banden an die realsozialistische Gesellschaft binden sollte, eben nur für heterosexuelle Paare gedacht war. Hetero war als Normalität gesetzt. Wer anders dachte, fühlte, liebte, konnte vorm Mauerbau immerhin nach Westberlin fahren, zum Bahnhof Zoo, um dort Bekanntschaften zu knüpfen. Das erzählt einer der Zeitzeugen des Dokumentarfilms »Out in Eastberlin. Lesben und Schwule in der DDR«, der bei der Berlinale im Panorama vorgestellt wurde.

Der Film überrascht zunächst dadurch, nicht sofort die Gleichung schwul=Subkultur=Protestbewegung aufzumachen. Viele der Protagonisten, Frauen wie Männer, berichten nämlich, passable bis begeisterte Pioniere und FDJler gewesen zu sein und zunächst versucht zu haben, ihr Leben in der DDR zu verbringen. Manche von ihnen hatten sogar den Staat für den Aufbau schwullesbischer Infrastrukturen zu gewinnen versucht. Davon zeugen diverse Eingaben an Regierungsstellen, von denen Michael Eggert, einer der Gründer der Homosexuellen Interessengemeinschaft Berlin (HIB), im Film berichtet. Die weit verbreitete Bruderkusspraxis der führenden Genossen mochte zu diesen Illusionen verleitet haben.

Dass politisch links zu sein aber nicht automatisch Offenheit gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensweisen bedeutet, war die schmerzhafte Erfahrung einiger Akteure der HIB und des britischen Aktivisten der Schwulenbewegung Peter Tatchell. Der war 1973 als britischer Kommunist zu den Weltfestspielen der Jugend nach Ostberlin eingeladen worden. Er hatte die Abschlussdemonstration für ein Statement zur freien Ausübung schwuler und lesbischer Liebe nutzen wollen. Nicht nur die Staatssicherheit schritt dagegen ein. Auch seine britischen Mitkommunisten versuchten die Aktion zu unterbinden. Sie stießen sogar Morddrohungen aus, berichtet Tatchell.

Selbst wenn sich in den späten 80er Jahren die Verhältnisse etwas lockerten, Schwule und Lesben in manchen Jugendclubs einen Platz fanden und es Magazine im Rundfunk gab, blieb jenen Schwulen und Lesben, die sich nicht auf das Ausleben ihres privaten Glücks beschränken wollten nur der Weg unter das Dach der Kirche. Voll schelmischer Freude erinnern Christian Pulz und Eduard Stapel daran, wie sie der Kirche in der DDR die wohl größte schwul-lesbische Bewegung weltweit ins Haus holten.

Das wiederum rief die Staatssicherheit auf den Plan. Monströse Dimensionen von Überwachung tun sich an dieser Stelle im Film auf. Dank des Selbstbewusstseins der Bespitzelten kann diesem Komplex aber auch manch groteske Note abgewonnen werden. Stapel erzählt, wie »Romeo«-Agenten des MfS auf seine sexuellen Praktiken gedrillt wurden. Die Stasi war also auch schwul, sie half sogar bei der Verbreitung schwuler Praktiken.

Die Enge der DDR wird in dem Film deutlich spürbar. Sein Verdienst ist es jedoch, nicht nur dieser mittlerweile breit auserzählten Spur zu folgen, sondern ein differenziertes Bild von Menschen aus zwei Generationen zu zeichnen.

 

Der Tagesspiegel
7.2.2013 - Andreas Conrad

(...) „Out in Ost-Berlin – Lesben und Schwule in der DDR“ (Panorama) von Jochen Hick und Andreas Strohfeldt widmet sich dagegen der gleichgeschlechtlichen Liebe im Sozialismus. Der Film hat einen versteckten inneren Bezug zur Geschichte der Berliner Filmfestspiele: Die Premiere von Heiner Carows Defa-Schwulendrama „Coming Out“ fiel genau auf den Abend des 9. November 1989, mit der Premierenfeier nahe der Bornholmer Brücke. Ein paar Wochen später gewann der Film sogar einen Silbernen Bären. (...)

TeddyTV.org
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Hollywood Reporter
Stephen Dalton

Out in East Berlin: Lesbians and Gays in the GDR

The Bottom Line
The sex lives of others.

Engaging documentary weaves together bittersweet personal stories of homosexuality in the workers’ paradise.

BERLIN – Former citizens of East Germany recall growing up gay under Communism in this feature-length documentary, which received its world premiere last week at – where else? – the Berlin film festival. Homophobia existed on both sides of the Iron Curtain, of course, but homosexuality presented a distinct set of problems in a totalitarian regime anxious about appearing to uphold its notional principles of equality for all.
This could have been a dry and worthy subject, but co-directors Jochen Hick and Andreas Strohfeldt weave together these very human then-and-now stories with a sly wit and a sharp eye. Out In East Berlin is as much about first love, youthful idealism and unreliable memory as it is about sexual politics. After the Berlinale a warm welcome awaits at further festivals dedicated to human rights and queer themes, although television will most likely prove to be the film’s most natural platform.
The East German state may have officially decriminalized homosexuality in 1968, ahead of their western neighbors, but the regime remained systematically homophobic. By ordering compulsory check-ups at sexual disease clinics, they sought to monitor and control this “bourgeois perversion”. They coerced gay citizens into spying for the Stasi security services, and even sent undercover “romeo” officers to seduce them. As late as the mid 1980s, when a group of lesbian activists applied for official permission to commemorate LGBT victims of the Nazi concentration camp at Ravensbrueck, they were arrested for “disrespecting” the dead and branded "terror lesbians." There is no greater compliment.
The moral shading between victims and villains in the film is pleasingly subtle. One interviewee remembers her idyllic childhood in the elite youth wing of the Communist party, only waking up to the bitter truth when Russian tanks rolled into Czechoslovakia in 1968. Another defends the memory of his long-lost brother, murdered by border guards while fleeing East Berlin, then later denounced for his alleged homosexuality. The veteran British campaigner Peter Tatchell also makes a cameo appearance, recalling how he staged the Eastern Bloc’s first ever gay-rights protest almost by accident. For his troubles, he was physically attacked by both the police and his fellow left-wing Brits.
Out In East Berlin is not targeted exclusively at LGBT audiences. Anyone with an interest in European political and social history, particularly the failed utopia of Soviet Communism, will find rich pickings here. These stories are punctuated by archive photos and newsreel footage of life in the old East Germany, serving as a kitschy counterpoint to the mundane and often painful reality. Likewise the background sound-bed of rousing folk songs and marching anthems, expressing both cheery contempt and bittersweet nostalgia for a lost socialist paradise that never even existed.

http://www.hollywoodreporter.com/review/east-berlin-lesbians-gays-gdr-422054


SPIEGEL ONLINE INTERNATIONAL
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The Iron Closet: Documentary Explores Gay Life in East Germany

By James Kirchick

East Germany decriminalized homosexuality early on, a move that was touted as an example of its progressivism. But a documentary that premiered at the Berlin International Film Festival this week shows the regime was still deeply homophobic.

In 1968, the German Democratic Republic (GDR) legalized homosexuality. Same-sex relations had long been proscribed by the infamous Paragraph 175, the Nazi-era law that not only criminalized homosexuality but led to the imprisonment and murder of thousands of gay people during the Holocaust.

The GDR's lifting of the ban on homosexuality was portrayed by many as an example of its progressivism and forward-looking nature. Indeed, it took West Germany another year to follow the East's lead and decriminalize homosexual relations between consenting adults. Yet decriminalization hardly signalled a new era of freedom for gays in the GDR, as activists continued to be spied on and harassed by the Stasi, the East German secret police. The contradictions between this surface-level tolerance and state-sponsored repression are explored in the new documentary, "Out in East Berlin -- Lesbians and Gays in the DDR," a film by directors Jochen Hick and Andreas Strohfeldt which premiered at this year's Berlin International Film Festival.

Gay Bashing as a Political Tool

The case of Günter Litfin, the first East German citizen to be shot for attempting to cross the Berlin Wall, provides an example of the ways in which anti-gay sentiment could be utilized as a political tool against regime opponents. A week after his death on Aug. 24th, 1961, Neues Deutschland, the official newspaper of East Germany's Socialist Unity Party, published an article accusing Litfin of being a homosexual who tried to flee the country because he had been caught performing unspecified "criminal acts." Responding to the creation of a makeshift memorial by West Berliners to commemorate Litfin's murder, the paper published an article entitled, "A Memorial to Dolly?" ("Dolly" apparently being Litfin's homosexual pet name).

It may seem ironic to some, but many gays and lesbians found comfort and organizational support from the church, which itself was emerging in the 1970's and 80's as a major fount of resistance to the communist regime. Numerous gay "working groups" arose in congregations across the country, actively aided by sympathetic church officials. Many, if not all, of these organizations -- oftentimes little more than discussion clubs -- were secretly monitored by the Stasi, which considered any sort of grassroots political action as a threat to the hegemony of the communist regime. The flim depicts several of its subjects, long time targets of Stasi surveillance, poring over their files, astonished at the extent to which the regime monitored their activities in an operation dubbed "Orion." "Romeos," single, attractive men recruited by the Stasi to sexually blackmail the secretaries of high-ranking West German officials in Bonn, were also used to infiltrate the nascent gay liberation scene throughout the East by coming on to gay political activists.

A Mask for Deeply Ingrained Homophobia

While homosexuality had been officially decriminalized in much of the East Bloc by the end of the 1960's, it merely provided a mask over a deeply ingrained homophobia that existed within many socialist milieus. One of the more fascinating interviews comes not from a German but rather the British gay activist Peter Tatchell. In 1973, he visited East Berlin for the World Youth Festival, a quadrennial extravaganza hosted by the communist bloc where tens of thousands of leftist young people from around the world gathered for massive processions and conclaves discussing ways to overthrow capitalism and imperialism. He tells the interviewers that he was the only openly gay delegate in East Berlin that year, a status that earned him harsh verbal and at times violent abuse from his comrades. Most of the participants, Tatchell recalls, saw homosexuality as a "bourgeois perversion." When Tatchell tried to march in the festival's parade with a sign promoting gay rights, Stasi officers chased him through the crowd. It was, Tatchell says, "probably the first gay rights protest in a communist country."

Even the most innocuous expressions of gay political consciousness were viewed with suspicion. A chilling example comes in the story recounted by a group of gay women who wished to lay a wreath commemorating the "lesbian sisters" who perished at Ravensbrück, a Nazi concentration camp for women, as part of the 40th anniversary of the camp's liberation by the Soviet Red Army. When one of the women, Marina Krug, arrived at the florist shop to pick up the order she had made a few days earlier, the shopkeeper gave her a wreath with no inscription, curtly stating that it could not be printed. Krug's suspicion that the florist had informed the Stasi was confirmed when the women were conspicuously followed to the ceremony by a pair of men and later interrogated for attempting to stage an "unauthorized riotous assembly."

Labeled as Subversives

No matter how much loyalty one showed to the GDR, he was always at risk of being labeled a subversive, particularly if he was gay. "We didn't want to be an enemy of the state," Michael Eggert, the son of a high-ranking GDR official who later worked as a translator for official trade delegations, earnestly says, recalling how, as a young boy, he dreamed of being the leader of the GDR himself. "We didn't want to destroy socialism." In 1986, following a visit to Cuba, Eggert was expelled from the party after an opportunistic trade official wrote a report complaining about Eggert's revelation of his homosexuality. Shortly after the Berlin Wall fell and as East Germans started leaving the Socialist Unity Party in droves, Eggert, nostalgic for what was being lost, successfully appealed to have his expulsion rescinded. "I realized a country was starting that was no longer mine."

The film ends with a coda to the story of Günter Litfin. Today, Litfin's brother Jürgen works as a tour guide at the guard tower from which an East German border officer fired the bullets that killed his sibling, talking to tourists, school children, and anyone else who will listen about the history of the GDR. When a reporter from Neues Deutschland approached him for an interview in 2001, Litfin first insisted that the paper retract what he describes as its "defamation" of his brother as a homosexual, which the paper eventually did. Litfin tells the filmmakers that he knows nothing about gays other than that "they are always well dressed, polite and courteous to women."


Kultura Extra
Max-Peter Heyne / Gabriele Leidloff

*** Out in Ost-Berlin - Lesben und Schwule in der DDR, DOK

Keine Fortsetzung, aber eine Ergänzung des Films Unter Männern – Schwul in der DDR von Ringo Rösener und Markus Stein (PANORAMA 2012) in sehr ähnlicher Machart. Die ausgewählten Schicksale schwuler Männer, die ihre Neigungen in der DDR weitgehend zu verbergen trachteten und heute meist im Rentenalter sind, illustrieren beispielhaft den Zwiespalt, sich in einer Gesellschaft zurechtzufinden, in der politische, aber auch soziale Konformität belohnt wurde. Zu den dreizehn ausgewählten Schicksalen zählen bei Hick überwiegend schwule Aktivisten aus der ehemaligen Ostberliner LGBT-Bewegung sowie einige Frauen aus einer lesbischen Aktionsgruppe aus dem Prenzlauer Berg. Das Gespräch eines mit unfairen Mitteln zur Stasi-Mitarbeit gedrängten Schwulen, der die Szene aushorchen sollte, macht die Perfidie der Behörden deutlich. Zu den Pluspunkten gehört außerdem die Einbettung von alten DDR-Nachrichtensendungen, die die historische Dimension verdeutlichen.


Teddy TV & Berlinale Catalogue

Unlike the Federal Republic, by 1968 homosexuality was already de-criminalised in the German Democratic Republic’s penal code. But the ‘workers’ and farmers’ state' did not exactly welcome its gay and lesbian citizens with open arms; their sexuality was taboo and they were often marginalised from public life. The ‘bewitched’ generation that had seen the war and were now trying to live lives of inconspicuous normality felt threatened by younger homosexuals who came out and demanded spaces in which to express themselves. Thirteen moving biographies depict the private and political developments that led to opposition against the state apparatus. The founders of East Berlin’s LGBT movement, the ‘Terrorlesben’ from PrenzlauerBerg, gay Communists and church groups – they all wanted to change the system and hoped for a society in which they could be more open about their sexuality. When the first homosexuals began applying to leave the GDR they became a problem and ‘Stasi Romeos’ began schmoozing young gay men. Archive footage from broadcast news and excerpts from old GDR newsreels illustrate the historical dimension of these individual biographies.

karpatinfo.net
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http://karpatinfo.net/cikk/kultura/elvarazsolt-melegek-az-ndk-ban

Excerpt English translation (...) It never gets boring despite the nostalgia, but always remains interesting - thanks to decades of taboo and rarely discussed topic today, well-chosen interviewees, the fast-paced storytelling and skillful editing.

Elvarázsolt melegek az NDK-ban

Nem volt tanácsos nagyon feltunosködni az NDK-ban, mert könnyen megüthette a bokáját az ember. Igazán rosszul akkor járt, ha kiderült róla, hogy homoszexuális. Errol szól két német rendezo Out in Ost-Berlin - Lesben und Schwule in der DDR címu érdekfeszíto dokumentumfilmje, amelyben tizenhárom homoszexuális ember emlékszik vissza fiatal éveire.

A vasfüggöny leomlása elott keletnémet melegnek lenni sem egyszeru nem volt, sem kalandos, inkább csak szörnyen kellemetlen. Miközben a szcéna tagjai nagy erofeszítések árán igyekeztek megismerni egymást, a Volkspolizei és a Stasi (rendorség és a német állambiztonsági minisztérium) legalább ilyen lelkes volt - derül ki Jochen Hick és Andreas Strohfeldt dokumentumfilmjébol, amelyet a Berlinalén mutattak be. Azzal pedig, hogy Kelet-Németországban 1968-ban megszüntették a melegek büntethetoségét, az NDK nem lett a szivárványtolerancia fellegvára, Berlin pedig még messze nem volt az a befogadó melegmetropolisz, ami ma. A keletnémet vezetés a berlini fal leomlásáig hangoztatta, hogy a homoszexuálisok deviánsak, veszélyeztetik a közerkölcsöt, és hogy általában nem lesz ez így jó. Megturte ugyan oket a rendszer, de tolerálni nem tolerálta.
A két német rendezo filmjében tucatnyi meleg férfi és no története látható, akik közül a legfiatalabb 50 körüli, a legidosebb boven túl van a hetvenen. Volt, akiben eros politikai ambíciók dolgoztak, és legszívesebben az NDK elnöke lett volna, volt, aki csak "jó elvtárs" szeretett volna lenni, megint más hívo keresztényként igyekezett élni az életét. Olyan is volt, aki évekig tervezte, hogy otthagyja az NDK-t, ami 1986-ban sikerült is neki.
Nem valami nagy közösségrol van szó, az egyetlen valóban létezo melegszcéna Berlinben létezett - 5-6 kocsmában -, itt alapították meg az elso keletnémet melegcsoportot, kis csapatuk 1977-ben már együtt vonult fel május elsején. Leszbikus- és melegkörök jöttek létre, és ami a legérdekesebb: a keresztény egyház berkein belül indulhatott meg a meleg közösségek önszervezodése.
A jól kibontott egyéni történetekbol kiderül, nemcsak olyan mindennapos kellemetlenségekhez vezetett, ha megtudták valakirol, hogy meleg, hogy például lépten-nyomon igazoltatták: volt olyan, akinek magasra ívelo politikai karrierje tört derékba egy elszólás miatt; mást sarokba szorított és beszervezett az állambiztonság, és ha már úgyis fotós volt, a melegszcéna tagjairól kellett fényképeket szállítania. Az egyik politikailag is aktív tag a berlini fal leomlása után tudta meg, hogy terjedelmes Stasi-akta gyult össze róla, a lakása pedig be volt poloskázva. A rendorök bevitték és kihallgatták azokat a leszbikusokat, akik a nácik homoszexuális áldozataira akartak emlékezni, mondván, "diszkriminálják a fasizmus áldozatait". "Pedig csak teljesen normálisan akartunk élni, és nem feltunosködni" - mondja egy nyugdíjas pár egyik tagja, míg egy másik arról beszél, hogy ok inkább elvarázsoltnak, mint melegnek hívták magukat.
Van a filmben olyan üzenet is, ami a jelennek szól: egy negyven év után Berlinbe visszalátogató brit melegjogi aktivista mondja, hogy a melegfelvonulások manapság már csak a társadalom többi részének szóló performance-ok, "akkoriban viszont nem szerepelni akartunk a társadalomnak, hanem meg akartuk változtatni" - függetlenül attól, hogy valaki kommunista meggyozodésu meleg vagy egyházi csoport tagja volt.
A három no és tíz férfi sorsa alapján szépen kirajzolódik az ötvenes évek végétol a berlini fal leomlásáig tartó idoszak. Szinte végig beszélo fejek keverednek archív filmfelvételekkel, híradórészletekkel és a megszólalók családi archívumából származó felvételekkel. A korabeli tévé- és Super 8-as felvételek legtöbbször a mondottakat illusztrálják, sok aktív cselekvés nincs a filmben. Ennek ellenére nem fullad unalmas nosztalgiázásba, hanem végig érdekfeszíto marad - köszönhetoen az évtizedekig tabunak számító és ma is ritkán tárgyalt témának, jól megválasztott interjúalanyoknak, a tempós történetmesélésnek és az ügyes szerkesztésnek.

Die Welt

13 Einzelschicksale schildern das harte Leben von Lesben und Schwulen in der DDR. Im Fokus stehe die privaten, wie auch die politischen Veränderungen, Verfolgungen und alltägliche Probleme jener Zeit.

rbb
Interview mit Wieland Speck

"Das schwul-lesbische Kino ist erwachsener geworden"

Die Berlinale ist weiterhin das einzige große Filmfestival mit einem schwul-lesbischen Filmpreis für Dokus, Spiel- und Kurzfilme. Am Freitagabend wird er verliehen. Im Interview mit rbb online erzählt Wieland Speck, Leiter der Sektion Panorama und "Teddy"-Mitbegründer, wie sich das queere Kino gewandelt hat und warum es heute immer noch politisch relevant ist.

rbb online: Der "Teddy" geht in die 27. Runde. Welche schwul-lesbischen Filme erwartet das Berlinale-Publikum in diesem Jahr?

Wieland Speck: Im Wettbewerb haben wir zwei auffällige Filme. Zum einen den Spielfilm "In the Name of..." von Malgoska Szumowska, eine schwule Priestergeschichte aus Polen. Wir sehen darin einen engagierten jungen Priester, der sich um Jugendliche kümmert, die auf die schiefe Bahn gekommen sind. Ein schwuler Priester, der viel emanzipierter ist, als die versteckten Schwulen, mit denen die Kirche derzeit in der Wirklichkeit zu kämpfen hat. Die Regisseurin konterkariert mit ihrem Film die öffentliche Diskussion um die Kirche in ihrem Land und macht gleichzeitig ein Fass auf, das die Polen lieber geschlossen lassen würden. Zum anderen läuft im Wettbewerb die kanadische Produktion "Vic+Flo haben einen Bären gesehen" von Denis Côté, eine sehr ungewöhnliche lesbische Geschichte über eine Ex-Gefangene und ihre Geliebte.

Abseits des Wettbewerbs, welche Themen werden im „Queer Cinema“ auf Berlinale noch behandelt?
Das ist sehr unterschiedlich. Natürlich gibt es die zwischenmenschlichen Dramen wie in "It's All so Quiet", ein Panorama-Film über die schwierige Beziehung zwischen einem holländischen Milchbauern und seinem schwulen Sohn. Der wird von seinem störrischen Vater für seine Homosexualität verachtet - und das in einem aufgeklärten Land wie Holland.
Sexualität an sich spielt natürlich immer eine große Rolle im schwul-lesbischen Film: In "Lose Your Head" jettet ein junger Spanier für ein Wochenende nach Berlin, um hier in Bars und Clubs dem Berlin-Versprechen nach aufregendem Sex auf den Grund zu gehen. Dabei verliebt er sich in einen geheimnisvollen osteuropäischen Mann, der ihn in gefährliche Situationen bringt.
Berlinale 2013: Wieland Speck2 (Quelle: berlinale.de)

Wieland Speck, einer der Mitbegründer des Teddy Award.

Inwieweit haben sich die Themen in den "Teddy"-Filmen über die Jahre verändert?
Das queere Kino ist sicherlich erwachsener und selbstbewusster geworden. Im Panorama läuft die koreanische Geschichte "Baek Ya" über einen Schwulen, der in Seoul Opfer eines Überfalls geworden ist. Er beschließt in die Stadt zurückzukehren, um sich zu rächen und das Trauma zu verarbeiten. Schwule schlagen zurück und kämpfen für ihre Rechte - das ist sicherlich neu, zumal in einem Land wie Korea.
Auch das Thema Familie hat an Bedeutung zugenommen. Wir erinnern uns an "The Kids Are All Right", "Teddy"-Gewinner von 2010 um zwei lesbische Mütter und ihre Kinder. Der taiwanesische Film "Will You Still Love Me Tomorrow?" aus diesem Jahr zeigt die Konflikte in Familien. Oft unterdrücken Menschen ihre sexuellen Gefühle, um das Familienglück aufrechtzuerhalten. Doch Regisseur Arvin Chen löst in seinem Film die konventionellen Familienstrukturen auf und zeigt Menschen, die ihren Neigungen nachgehen, ohne die Familie aufzugeben - eine sehr erwachsene Sichtweise.

Familiengeschichten haben also zugenommen. Aber hat der "Teddy" auch noch politische Stoffe zu bieten?
Der "Teddy" ist an sich politisch. Die Welt würde ihn nicht vermissen, wenn er nicht mehr da wäre. Das ist ja die typische Erfahrung von Minderheiten, auch der homosexuellen, die stets um ihre Sichtbarkeit kämpfen müssen. Das gilt auch fürs Kino.
Politisch sind vor allem die Dokumentarfilme. "Out in Ost-Berlin" zum Beispiel blickt auf die 70er Jahre zurück und zeigt anhand vieler Archivaufnahmen, wie schwule Aktivisten und Kirchengruppen für mehr Freiheiten kämpften und wie sie von der Stasi bedrängt wurden.
Außerdem ist der "Teddy" insofern politisch, als dass er weiterhin queeren Filmen eine Plattform bietet, die in ihren Ländern überhaupt keine Tradition haben. Wenn wir einen Kurzfilm aus Kambodscha zeigen können, in dem man einem lesbischen Paar begegnet, ist das immer noch etwas Besonderes.

War dieses Sichtbarmachen schwul-lesbischer Themen auch die Idee, als Sie 1987 zusammen mit Filmemacher Manfred Salzgeber den "Teddy" erfunden haben?
Manfred Salzgeber hat schon 1980 im Programm angefangen, den Fokus auf schwul-lesbische Filme zu legen. Kein anderes großes Festival hat das damals gemacht. Wir saßen dann 1987 im schwulen Buchladen "Prinz Eisenherz" und schauten die Filme. Ich kam auf die Idee, die Runde zu fragen, welche Filme ihnen am besten gefallen haben. Ich habe Zettelchen verteilt, auf denen sie ihre Favoriten notieren konnten. Die Gewinner waren damals die noch völlig unbekannten Regisseure Pedro Almodóvar und Gus van Sant. Ihnen habe ich nach dem Festival kleine Plüsch-Teddys nachgeschickt, die ich im Kaufhaus Wertheim am Kurfürstendamm gekauft hatte. Dass beide später zu Weltstars aufgestiegen sind, hat dem "Teddy" sicherlich geholfen.

Früher war der "Teddy"-Preis eher symbolisch. Welche Preisgelder können Sie den Preisträgern heute bieten?
Inzwischen ist der "Teddy" eine richtige Statue geworden, die Ralf König für uns entworfen hat. Heute steht hinter dem "Teddy" ein Verein, der von Fördermitgliedern unterstützt wird. Jedes Jahr sammeln wir in der Community, in Kneipen und auf Festen Geld, das wir bei der Verleihung auf die Gewinner aufteilen. Jeder "Teddy"-Gewinner erhält in etwa 3.000 Euro.

Und trotz Filmpreis schaffen es viele "Teddy"-Filme nicht ins Mainstream-Kino…
Das ist völlig richtig. Dem schwul-lesbischen Film geht es da genauso wie dem asiatischen Kino, für das die Berlinale ebenso berühmt ist. Wir stellen jedes Jahr asiatische Produktionen groß heraus, und wo landen die Filme später im Kino? Nirgends. Das ist ein typischer Kulturkampf auf der Festivalmacher-Ebene: Wir machen die kulturelle Veranstaltung und sagen, was ein starker Film ist. Die Filmwirtschaft setzt lieber auf Unterhaltungsfilme für die breite Masse, womit sie das meiste Geld einnimmt.

Das Interview führte Thomas Blecha

http://www.rbb-online.de/berlinale/rbbonline/berlinale/beitraege/2013/teddy_award_schwul_lesbisches_kino_ist_erwachsener_geworden.listall.on.printView.on.html



Teddy TV
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http://news.teddyaward.tv/de/video/?a-z=1&select=O&id_film=515

Interview mit Jochen Hick und Andreas Strohfeldt für Teddy TV

http://news.teddyaward.tv/de/about-teddy/teddy_2012/teddy_today_13/mittwoch_13_02_2013/


Berliner Zeitung
Claus Löser

Berlinale-Panorama
Theorie der Harmonie

Die DDR war auch ein fundamentalistisches heterosexuelles System, in dem Abweichungen keinen Platz hatten.

Der Film „Out in Ost-Berlin“ zeigt schwul-lesbisches Leben vor dem Mauerfall. In dem Dokumentarfilm folgen die Regisseure Jochen Hick und Andreas Strohfeldt dem Leben von 13 Menschen, die immer wieder mit Diskriminierung konfrontiert waren.

Rein theoretisch herrschte in der DDR für Schwule und Lesben Rechtssicherheit: der berüchtigte §175 des Bürgerlichen Gesetzbuches war bereits 1968 abgeschafft worden. Die Wirklichkeit sah indessen anders aus. Immer wieder fanden sich Betroffene mit Diskriminierungen konfrontiert. Die DDR war auch ein männlich dominiertes, fundamental-heterosexuelles System, in dem Abweichungen mit Häme oder gezielter „Zersetzung“ begegnet wurde.

Als sich Mitte der 1980er-Jahre auffallend viele Schwule unter den in den Westen entlassenen, einstigen DDR-Bürgern befanden, kursierte in Kreisen der Nomenklatura ein Hermann Axen zugeschriebener Spruch: „Wir trennen uns von all jenen, die ein falsches Verhältnis zum Staat, zur Arbeit oder zum anderen Geschlecht haben.“

Im Konflikt mit dem SED-Regime

Jochen Hick und Andreas Strohfeldt porträtieren in ihrem Dokumentarfilm 13 Menschen, die auf unterschiedliche Weise bei ihrer Suche nach geschlechtlicher Identität mit den Ansprüchen des SED-Regimes in Konflikt gerieten. Auffallend viele der Gesprächspartner stammen aus Familien mit enger Bindung an Staat und Partei. Der Vater von Klaus Laabs etwa war Staatssekretär für Volksbildung und Direktor des Schulbuch-Verlags „Volk und Wissen“.

Seinem Sohn sollte ein Studium in Moskau mit nachfolgender Diplomatenkarriere gesichert werden. Daraus wurde nichts. Als er immer wieder bei der SED um eine offene Diskussion über Homosexualität nachsuchte, schloss man ihn aus „seiner“ Partei aus. Erst diese Ausgrenzung machte ihn zum oppositionellen Schwulen-Aktivisten.

Auch Peter Rauschs Eltern waren staatstreue DDR-Bürger, die zur Belohnung für ihre Loyalität in die Stalinallee einziehen durften. Rausch wurde 1973 zum Mitinitiator der Homosexuellen Interessengemeinschaft Berlin (HIB) – am Vorabend hatte er mit Freunden im Westfernsehen Praunheims filmisches Pamphlet „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ gesehen.

Super-8-Authentizität

Innerhalb der HIB drehte er selbst einige Filme auf Super-8, die heute einmalige Dokumente sind und dem aktuellen Film wesentlich zu seiner Authentizität verhelfen.

Jede einzelne Biografie der im Film porträtierten Frauen und Männer erweist sich als gesättigt von Brüchen und Widersprüchen. Je nach Mentalität gelang es den Einzelnen, die Zeit in der DDR mit mehr oder weniger Blessuren zu überstehen.

Primär auf Festkultur angelegte Lebensentwürfe zogen sicher weniger staatliches Misstrauen auf sich als politisch bewusste Zielstellungen. Der Film versucht nicht, die unterschiedlichen Positionen im Nachhinein zu vereinheitlichen, lässt die Widersprüche der Figuren stehen. Leider findet diese Zurückhaltung beim Einsatz der Musik keine Entsprechung. Hier wäre weniger weitaus mehr gewesen.

http://www.berliner-zeitung.de/berlinale/berlinale-panorama-theorie-der-harmonie,11463210,21743508.html


Leipziger Volksstimme
Thomas Pusch


Der Altmärker Eduard Stapel ist als Urgestein der DDR-Schwulenbewegung bei den Filmfestspielen zu sehen und heute Gast der Weltpremiere

Mit "Out of Berlin" mitten auf der Berlinale

Von Thomas Pusch

Bismark/Berlin l Vor gut 30 Jahren begann das Engagement von Eduard Stapel (B'90/Grüne) in der Schwulenbewegung der DDR. Der damalige Student und heutige Bismarker Ortsbürgermeister und Stendaler Kreistagspolitiker lud mit ein paar Mitstreitern unter der Überschrift "Tabu Homosexualität - Wie gehen wir damit um?" zu einer Veranstaltung am Theologischen Seminar in Leipzig ein. Es folgten Anfeindungen und auch die Stasi schnüffelte in seinem Leben herum. Doch Stapel hatte nie Angst, hielt an seinem Engagement fest.

Dieser Stoff ist Teil des Films "Out in Ost-Berlin - Lesben und Schwule in der DDR", der heute im Rahmen der Berlinale seine Weltpremiere zeigt. Zwar nicht als Wettbewerbsfilm, sondern im Panorama, aber eben doch in einem bedeutenden Rahmen. Stapel wird Premierengast sein und auch bei zwei weiteren Vorstellungen im Kinosaal sitzen. Nach dem Film geht es auf die Bühne, wo er zusammen mit Filmschaffenden und anderen Mitwirkenden einem internationalen Publikum Rede und Antwort stehen wird.

Für den Bündnisgrünen wird das allerdings keine Premiere sein. Er war schon im vergangenen Jahr bei den Filmfestspielen. Der Streifen "Unter Männern - Schwul in der DDR" lief sogar im Rahmen des Teddy-Award. Allerdings konnte er keinen Preis in dem Wettbewerb für schwule und lesbische Filme gewinnen.

"Wer da immer alles im Saal sitzt, kann ich gar nicht sagen", erinnert sich Stapel an das vergangene Jahr, ein internationales Fragengewirr und eine Simultanübersetzerin, "mit der nicht mal ich mithalten konnte". Das mittlerweile 59-jährige Urgestein der DDR-Schwulenbewegung erwartet dabei durchaus auch kritische Fragen. "Anders als im ersten Film, in dem ich der Einzige aus der Bewegung war, kommen diesmal nur politisch Engagierte, 13 Männer und auch Frauen, zu Wort", erzählt er. "Beide Filme haben aber auch das Problem, dass nur die sogenannten Betroffenen zu Wort kommen", merkt Stapel an. Es fehlen hingegen "eben die Leute, die für die antihomosexuelle Politik in der DDR verantwortlich waren, oder auch die ganz normale Bevölkerung". Die damalige Politik auseinanderzunehmen, das sei bisher nur am Rande geschehen. Schriftlich gebe es darüber nur wenige Originalunterlagen. Anders sei das in der Bundesrepublik gewesen.

Vor ein paar Monaten unternahm er mit einem Autoren einen Ost-West-Vergleich der juristischen Entwicklung. Dazu gehörte im Westen das Bundesverfassungsgerichtsurteil von 1957, in dem der von den Nazis verschärfte Paragraph 175, der homosexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, bestätigt wurde. "Dazu gibt es meterweise Begründungen und so etwas haben wir im Osten nicht", sagt Stapel.

In der DDR galt allerdings immer die ursprüngliche Version des sogenannten Schwulenparagraphen. Ab 1969 firmierte er unter der Nummer 151 und wurde 1988 komplett aus dem Strafgesetzbuch gestrichen. "Das war ein großer Erfolg der Schwulenbewegung in der DDR", denkt Stapel gern daran zurück. Erst 1994 wurde der Paragraph auch für das Gebiet der alten Bundesrepublik aufgehoben.

Vier Jahre lang ergab sich aus der Gesetzeslage im vereinten Deutschland eine ziemlich paradoxe Situation. Es galten unterschiedliche "Schutzalter". "Während ich im Osten mit einem 17-Jährigen etwas hätte anfangen können, wäre das im Westen verboten gewesen", erklärt Stapel und macht die Paradoxität noch deutlicher: "In Berlin konnte dafür die Straßenseite entscheidend sein."



RadioEins
Katja Weber
Fr 15.02.13 aus: Der schöne Morgen
Berlinale aktuell, radioeins
Schwul-lesbische Filme auf der Berlinale

Schwules und lesbisches Leben fand in der DDR offiziell nicht statt. Auf der Berlinale läuft derzeit ein Film, der lesbische und schwule Lebensläufe im Osten nachzeichnet - er heißt "Out in Ost-Berlin".

Mehr dazu von unserer Kollegin Katja Weber.
RadioEins: Die DDR fördert keine Homosexualität. Punkt! Das war der Standpunkt der offiziellen Stellen, auch wenn der Paragraph 175, der homosexuelle Praktiken unter Strafe stellte, schon 1968 aus dem StGB gestrichen wurde. Anderssein war nicht erwünscht. Schwules und lesbisches Leben fand offiziell lange einfach nicht statt.
Auf der Berlinale läuft derzeit ein Film, der lesbische und schwule Lebensläufe im Arbeiter- und Bauernstaat nachzeichnet. Er heißt „Out in Ost-Berlin. Lesben und Schwule in der DDR“, und Katja Weber hat ihn schon mal gesehen. Guten Morgen, Katja.
Katja Weber: Guten Morgen Jungs.
RadioEins: Für junge Menschen ist es auch heute vermutlich oft nicht leicht, ihr lesbisches und schwules Coming Out zu haben, und das war es früher sicher auch nicht – auf beiden Seiten der Mauer. Was ist das Besondere am lesbisch-schwulen Leben in der DDR gewesen?
Katja Weber: Einer der schwulen Männer, der im Film Auskunft gibt, der hat ein ganz poetisches Wort dafür gefunden. Der sagt: Wir waren verzaubert. Es gab uns, irgendwas war mit uns – und das durfte nicht sichtbar werden. Andreas Strohfeldt, der den Dokumentarfilm gemacht hat, zusammen mit Jochen Hick, sagt: Solange Du unauffällig geblieben bist, nicht aufgefallen bist, war alles okay.
Andreas Strohfeldt: „Aber es gab in der DDR keine Öffentlichkeit, absolut 0, nichts.“
Katja Weber: Wenn du die haben wolltest, wenn Du Dir die schaffen wolltest, sichtbar werden wolltest, dann bist Du sehr schnell an Grenzen gestoßen. Und die beiden Filmemacher haben sich ein Dutzend ganz unterschiedlicher Protagonisten gesucht, die sich organisieren und freier und sichtbarer leben wollten. Wie Jochen Hick sagt, gab es sehr verschiedene Antworten auf die Frage: Wie kann ich ein homosexuelles Leben in der DDR aktiv leben?
Jochen Hick: Es gab ja Leute, die versucht haben, innerhalb der Partei da weiterzumachen. Es gab Leute, die waren extrem staatstreu und haben relativ blauäugig gemeint, sie könnten das irgendwie umsetzen. Es gab aber auch Leute, die sind dann unter die Kirchenflügel gegangen und haben dort in den Kirchengruppen, genauso wie die anderen Protestgruppen, Lesben- und Schwulengruppen gegründet, und es gab auch Leute, die sind einfach abgehauen.
Katja Weber: Und diese große Spannbreite, die wird vor den Augen der Zuschauer aufgefächert.
RadioEins: Dann erzähl uns doch mal von diesen Protagonisten, Katja. Wie haben die sich organisiert?
Katja Weber: Da gab es zum Beispiel den überzeugten DDR Bürger, man konnte sagen Bonzenkind, Sohn eines Ministers, der in Moskau eine Kaderschmiede besuchen durfte, und dem mal rausgerutscht ist, dass er schwul ist, und dann bricht alles unter den Füßen weg: Die Karriere ist erledigt, er wird aus der Partei ausgeschlossen. Es gibt Männer, die nachdem sie den Film von Rosa von Praunheim gesehen haben, der gestern Abend unser Gast war in der Launch, beschließen, die HIB zu gründen, die Homosexuelle Interessengemeinschaft Berlin, um sich der Öffentlichkeit zu zeigen: Hier, uns gibt es, das und das muss sich ändern in unserem Land. Peter Rausch, einer der Mitbegründer der HIB, sagt heute selbst:
Peter Rausch: Wir waren relativ naiv und dachten, man müsse jetzt bloß den Oberen da sagen, wie es richtig geht, und dann werden die schon auf uns hören und das anders machen.
Katja Weber: Und es gab Schwule, die entdeckt haben, dass eben ausgerechnet die Kirche, die oft so sexfeindliche und homofeindliche Intitution, ihnen Schutzräume bietet und die Möglichkeit, ihre Anliegen zu formulieren und unters Volk zu bringen.
RadioEins: Du redest nur von Männern. Was war denn mit lesbischem Leben in der DDR?
Katja Weber: Ja, das gab es natürlich auch, aber wohl in geringerem Umfang. In Berlin gab es eine Gruppe, die sich die Terrorlesben nannte. Das war natürlich ein Schimpfwort, das sie dann positiv übernommen haben. Anfangs wollten die zusammen mit den schwulen Männern arbeiten, haben dann aber festgestellt, dass das nicht so einfach geht. Wieso, das hat mir Bettina Dziggel, eine der Ex-Terrorlesben aus Prenzlauer Berg erklärt:
Bettina Dziggel: Weil, wir haben beim ersten Treffen gemerkt, also beim zweiten Treffen noch mehr, als es um die Lesben gehen sollte: Die Männer reden nur für uns. Und das konnten wir nicht machen.
Katja Weber: Ja, und so haben die dann ihr eigenes Netzwerk entwickelt, ihre eigene Szene. Und das Tolle an dem Film ist, dass die Filmemacher eine Menge altes Archivmaterial ausgegraben haben und Dich so mitnehmen auf die Tuntenpartys, in die Sauna in der Gartenstraße in Mitte oder ins Posthorn am Alex, in das die Lesben gern gegangen sind.
RadioEins: Wie hat denn der Staatsapparat auf die sich organisierenden Schwulen und Lesben reagiert?
Katja Weber: Die meisten der im Film porträtierten Menschen, das siehst Du auch, haben eine dicke Stasiakte. Die Stasileute haben für sie so originelle Namen gefunden wie Orion oder Rosa. Die Filmemacher haben sogar einen Mann gefunden, der als junger Schwuler verhört wurde und unter Druck gesetzt wurde, und dann als Informant für die Stasi gearbeitet hat. Im Film kannst Du ihm dann zugucken, wie er mit seiner Erinnerung kämpft – er hat ja nur ganz Unwichtiges weitergegeben, ist auch ganz rasch wieder ausgestiegen, so was. Und dann wurden auf die Schwulen auch Romeos angesetzt, also Männer, die mit ihnen anbandeln sollten, sie aushorchen sollten. Und so erfahren wir eben ganz unterschiedliche Geschichten aus einem Land, in dem Honecker und Brezhnev zwar innige Bruderküsse austauschen konnten, Lesben und Schwulen aber, die ohne sozialistische Hintergedanken einfach nur knutschen wollten, das lange nicht offen tun konnten.
RadioEins: Katja Weber über „Out in Ost-Berlin. Lesben und Schwule in der DDR.“ von Jochen Hick und Andreas Strohfeldt. Heute ist der Film (….)



Der Tagesspiegel
Frank Noack

Abteilung Erlaubniswesen:

„Out in Ost-Berlin“ von Jochen Hick

Angesichts der Remakes und Sequels im Wettbewerb muss es auch dem Panorama erlaubt sein, sich zu wiederholen. Im vergangenen Jahr lief hier „Unter Männern – schwul in der DDR“. Jetzt folgt „Out in Ost-Berlin – Lesben und Schwule in der DDR“. Es ist vom Konzept her derselbe Film, nur mit mehr Gesprächspartnern und mehr politischem Kontext. Also besser.

Jochen Hick hat sein Talent als Dokumentarfilmer bisher damit vergeudet, oberflächliche Pornostars zu porträtieren. Seine Interviews mit Lesben und Schwulen aus der DDR geben viel mehr her.

Kaum ein Aspekt wird ausgelassen. Zum Alkoholkonsum verrät eine lesbische Druckerin: „Wir haben getrunken, was es gab, nicht was wir wollten.“

Organisiert hat man sich unter einem nicht sexuellen Vorwand, bei Lesben waren das Fahrten zum KZ Ravensbrück. Diese Fahrten mussten jedoch bei der „Abteilung Erlaubniswesen“ angemeldet werden. Wir erfahren, dass es Romeos, die für die Stasi spitzelnden Gigolos, auch unter Schwulen gegeben hat. Archivaufnahmen zeigen eine Demonstration „gegen Imperialismus und Zionismus“. Und eine vor der Wende übergesiedelte Ost-Lesbe war schwer enttäuscht von den West-Lesben. Mehr darüber erfahren wir hoffentlich auf der Berlinale 2014. Das Thema gibt noch einiges her. Frank Noack

http://www.tagesspiegel.de/kultur/in-kuerze-in-kuerze/7786198.html



rbb Abendschau
13.02.2013

(...) Das Private ist immer auch politisch, das zeigt dieser Film. Ein Lehrstück über die DDR, auch über das Thema Homosexualität hinaus."

http://mediathek.rbb-online.de/rbb-fernsehen/brandenburg-aktuell/out-in-ost-berlin?documentId=13396740

429 Magazine
Emmeline Kim
"Out In East Berlin" documentary on view at the Berlinale film festival

This week at the Berlin International Film Festival, also called Berlinale, directors Andreas Strohfeldt and Jochen Hick are screening their 2013 documentary “Out In East Berlin – Lesbians And Gays In The GDR."

Hick, a German native, studied film at the University of Fine Arts in Hamburg and Bologna. He works mainly as an independent film director and producer specializing in LGBT subjects in his feature and documentary films. From 2007-2010, Hick helped create the first TV channel for gay male viewers in many German speaking areas. Writer/director Strohfeldt organized Queer Cinema screenings in Saint Petersburg, Russia soon after moving from Moscow.

Strohfeldt and Hick have co-directed 13 biographies depicting “private and political developments which led to oppositions against the state apparatus.” Although East Germany officially decriminalized homosexuality in 1968, it appears through the film that severe homophobia still existed.

By 1968, the German Democratic Republic (GDR) seemed progressive in comparison to West Germany, who eventually followed suit in lifting the ban against homosexuality a year later. Yet society at large within Berlin and greater Germany did not welcome gay and lesbian community members.

The Stasi, East German secret police, continually spied on and attacked gay and lesbian social activists. Strohfeldt and Hick present the dual reality these young men and women lived through. By law, their lives were supposedly protected, but in actuality the state crushed the human rights of their day-to-day life. The rest of society marginalized gay and lesbian men and women on a regular basis.

The film concludes with the story of Gunter Litfin who was the first East German citizen to be shot dead while attempting to escape over the Berlin Wall. Gunter Litfin, lovingly known as “Dolly” by friends, was fleeing the country due to unspecified criminal acts related to homosexual conduct.

Rest in peace, Dolly.

For more information visit the Berlinale site here.
429Magazine

http://dot429.com/articles/2013/02/15/-out-in-east-berlin-documentary-on-view-at-the-berlinale-film-festival


spielfilm.de
Sonja Hartl

(...) Im Panorama gab es heute die Weltpremiere der Dokumentation "Out in Ost-Berlin - Lesben und Schwule in der DDR" von Jochen Hick und Andreas Strohfeldt, die beide zugegen waren. Der Film beleuchtet die schwul-lesbische Szene in der DDR und gibt mit teilweise nie gezeigtem Originalaufnahmen und Interviews mit Zeitzeugen Einblicke in das damals alltägliche Leben. Mit ein wenig Nostalgie und oft selbstironischen und witzigen Statements sorgte die Vorführung für eine Menge Lacher und wurde im Anschluss mit Ovationen gefeiert. "Out in Ostberlin – Lesben und Schwule in der DDR" ist eine sehr gut recherchierte Dokumentation, die viel Neues und Interessantes über ein Thema zum Vorschein bringt, das bisher wenig beleuchtet wurde.

http://mobile.spielfilm.de/news/16424/triste-realitaeten-und-euroschmonzetten-berlinale-tag-7

Spielfilm.de
M.B.

Bewertung: 8 von 10 Sternen

Deutsche Doku: 13 Schwule und Lesben schildern ihr Leben und die erlebten Ausgrenzungen in der DDR.

Inhalt: Auch in der DDR erlebten die meisten Homosexuellen Angst und Schuldgefühle. Viele gerieten in den dramatischen Konflikt zwischen Heimatliebe und Protest gegen den sie ignorierenden Staat. Manche wollten einfach nur „ganz normal leben“, andere kämpften für „Freiräume“ und Emanzipation. „OUT IN OST-BERLIN“ erzählt spannende Geschichten von Menschen, die sich gegen Bevormundung zur Wehr setzten.

Filmkritik: Die Dokumentation “Out in Ostberlin – Lesben und Schwule in der DDR“ von Jochen Hick und Andreas Strohfeldt beleuchtet, wie der Titel verrät, die schwul-lesbische Szene in der DDR. Teilweise nie gezeigte Originalaufnahmen und Interviews mit Zeitzeugen geben einen Einblick in das Leben, den Alltag und die Probleme der betreffenden Menschen. Es werden solche gezeigt, die dem System der DDR eigentlich positiv eingestellt waren und durch die Ablehnung der freien Auslebung ihrer sexuellen Identität erst oppositionell wurden. Aber auch die, die einfach nur in Ruhe leben wollten und versuchten sich unauffällig zu verhalten. Der Fokus liegt allerdings auf den Aktivisten, die politisch und kulturell für ihre sexuelle Selbstbestimmung eintraten. In der DDR wurde bereits 1968 der Paragraf 175, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, gestrichen. Allerdings empfing weder die Staatsführung noch die Gesellschaft die „Verzauberten“, wie sie sich selber in den frühen Jahren nannten, mit offenen Armen. In dem Film kommen Menschen zu Wort, die sich aktiv in Partei und Gesellschaft für ihre Rechte stark machten und allzu oft dafür sanktioniert wurden. So das Beispiel der „Terrorlesben“ aus dem Prenzlauer Berg, die einen Kranz für ermordete Frauen im ehemaligen KZ Ravensburg niederlegen wollten und dafür verhaftet wurden. Oder ein junger Mann, der für sein Engagement mit Parteiausschluss und Abbruch seiner beruflichen Karriere bezahlen musste. Aber es sind auch die privaten Anekdoten, die den Film sehenswert machen. Über Menschen, umgeben von einer eher konservativen und homophoben Gesellschaft, die ihren Spaß hatten in den Freiräumen, die sie sich geschaffen hatten. Und wenn der teilweise absurde Sprachgebrauch der offiziellen Behörden nicht schon für ein Schmunzeln sorgt, sind es der Wortwitz und ein guter Schuss Selbstironie der Protagonisten. „Out in Ostberlin – Lesben und Schwule in der DDR“ ist keine Dokumentation über Opfer, vielmehr eine über Menschen, die für ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung eintraten.

Fazit: Eine interessante und gelungene Dokumentation über die aktive schwul-lesbische Szene in der DDR. Offen und humorvoll berichten Zeitzeugen von ihren Erlebnissen. Ein Tipp nicht nur für „Verzauberte“.

http://www.spielfilm.de/kino/2997181/out-in-ost-berlin-lesben-und-schwule-in-der-ddr.html

info-shmedia
(dakro)

63. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2013
Steiniger Weg zur Akzeptanz
„Out in Ost-Berlin – Lesben und Schwule in der DDR“ (Jochen Hick, Andreas
Strohfeldt, D 2013)
Bereits seit der Staatsgründung der DDR war der in der Weimarer Republik angewandte
„Homosexuellen“-Paragraph 175 in der Verfassung entschärft worden, 1968 wurde der Paragraph 175 in der
DDR abgeschafft. Allerdings wurde er durch den neuen Paragraphen 151 ersetzt, der sexuelle Kontakte
Homosexueller mit Minderjährigen unter Strafe stellte. 1988 wurde auch dieser Paragraph gestrichen und damit
waren in der DDR Homosexuelle und Heterosexuelle de jure gleichgestellt. In der BRD wurde der Paragraph 175
erst 1994 abgeschafft, bis 1969 galt sogar die von den Nationalsozialisten verschärfte Fassung der
Strafverfolgung. Während in der DDR nur 3.000 Urteile gefällt wurden, waren es in der BRD im selben Zeitraum
50.000.
Tatsächlich war aber das Verhältnis der DDR zu ihren homosexuellen Mitbürgern keineswegs einfach,
nachsichtig oder gar tolerant, wie diese historischen und statistischen Daten vielleicht nahe legen. „Out in
Ost-Berlin – Lesben und Schwule in der DDR“ dokumentiert die Situation von homosexuellen Männern und
Frauen im anderen deutschen Staat seit den 50er Jahren, das Aufkommen von Schwulenszenen,
Schwulenbewegungen und die Reaktion staatlicherer Institutionen. Die zweite Zusammenarbeit von Jochen Hick
(„The Good American“, D 2009) und Andreas Strohfeldt nach dem Berlinale-Beitrag „East/West – Sex & Politics“
(D 2008) erzählt anhand von einem guten Dutzend Biografien und teilweise bisher unveröffentlichtem
historischem Filmmaterial den langen Weg aus Isolation und Verleugnung über Bespitzelung und Ausgrenzung
bis zum Protest oder der Ausreise.
Natürlich hatten auch Homosexuelle in der DDR zunächst keine „Szene“, Schwule und Lesben hatten in den
50er und 60er Jahren praktisch keine Chance, durch Aufklärung oder frei verfügbare Informationen ihre
sexuellen Impulse zu deuten. Angst- und Schuldgefühle sind nicht selten die Folge. Ein „glückliches Coming
Out“ ist Zufallssache, Homosexualität wird oft denunziert und führte zum Abbruch des Studiums oder dem
Ausschluss aus der Partei. Das erste, erschossene Maueropfer Günther Liftin wurde 1961 in der Parteigesteuerten
Tageszeitung das „Neue Deutschland“ gar als homosexueller Krimineller diffamiert. Sein tatsächlich
schwuler Bruder Jürgen kämpfte jahrelang für dessen öffentliche Rehabilitierung, schließlich mit Erfolg.
Eine eigene Szene musste zunächst auf das Private beschränkt bleiben: „Out in Ost-Berlin“ (Foto: Berlinale)
Hicks und Strohfeldts Protagonisten entwickeln sehr unterschiedliche Strategien, mit ihrem Schwulsein in der
DDR zu leben: Peter, Jahrgang 1942, wollte stets nur ein „ganz normales Leben führen“, mit seinem heutigen
Freund blieb er über 48 Jahre zusammen. Gemeinsam organisierten im Geheimen aufwendige private Partys
inklusive Kabarett-Programm. Marina brach nach ihrem Coming Out ihe Stdium an der HUB ab, engagierte sich
gegen die drohende Wehrpflicht für Frauen in der NVA und gründete schließlich Anfang der 80er Jahre den
Arbeitskreis „Homosexuelle Selbsthilfe – Lesben in der Kirche“ mit. Zur gleichen Zeit gründete Christian den
Arbeitskreis „Schwule in der Kirche“, auch er hatte sein Studium der Theologie abbrechen müssen. Michael
besetzte Anfang der 80er Jahremit Freunden Wohnungen im Prenzlauer Berg und organisierte legendäre Partys
und Performances. 1984 verlässt er die DDR. Der Theologiestudent Eddy setzt sich offen für die Ordination
schwuler Priester ein, das Priesteramt wurde ihm deshalb verwehrt. Sein Engagement für die Gründung
homosexueller Arbeitskreise in zahlreichen Kleinstädten der DDR bescherte ihm ständige Observation durch die
Staatssicherheit. Heute ist er Bürgermeister der Kleinstadt Bismark.

Engagement für die Gleichberechtigung von Homosexuellen und schwules Leben waren in der DDR ebenso
wenig gerne gesehen wie im Westen, vielleicht hatten die offiziellen Stellen in der DDR direktere Möglichkeiten,
das Anders-Sein zu sanktionieren, Studienplätze zu verweigern oder Berufslaufbahnen zu behindern. „Out in
Ost-Berlin“ zeigt, dass der Weg zu einer aufgeklärten Öffentlichkeit und einem gleichberechtigten schwulen
Leben in der DDR auch ein langer und steiniger war. Der Film arbeitet die wesentlichen Stationen heraus, wie
die Entstehung einer öffentlichen Szene am Alex, die Gründung der Homosexuellen Interessengemeinschaft
Berlin (HIB) und die verhinderte Kranzniederlegung für die lesbischen Opfer des Nationalsozialismus im April
1985. Trotz persönlicher Opfer wirken die Protagonisten in Hicks und Strohfeldts Dokumentation aber nicht
verbittert und berichten viel eher mit dem Bewusstsein, dass sie mit ihrem Engagement, ob privat oder
öffentlich, letztendlich den Weg bereitet haben für ein freieres homosexuelles Leben in der DDR und darüber
hinaus. (dakro)

http://www.infomedia-sh.de/index.php?page=nl_bn_13_out_in_ost-berlin

SWR 2 - Journal am Mittag
Mareike Gries

Journal am Mittag
Ein Beitrag von Mareike Gries

Sprecher: In der DDR konnte man wunderbar leben, wenn, ja wenn man der realsozialistischen Norm entsprochen hat. Wie es war, wenn man dieser Norm nicht entsprach, zeigt der Dokumentarfilm „OUT in Ost-Berlin“. Der Film hatte jetzt bei der Berlinale Premiere in der Reihe Panorama Dokumente. Worum es darin geht, macht der Untertitel deutlich: „Lesben und Schwule in der DDR“.
O-Ton Christian Pulz: Wir haben der Kirche beide eine Schwulenbewegung an den an den Hals gearbeitet, auf die wir eigentlich stolz sind. Das kann man so sagen.
O-Ton Eddy Stapel: Das hat weltweit niemand geschafft.
Sprecherin: Man musste sie suchen oder gar selbst initiieren – die Nischen, in denen Homosexualität in der DDR ausgelebt werden konnte. In kirchlichen Gruppen, in ein paar wenigen Kneipen oder in den Klappen, in öffentlichen Toiletten also. Homosexualität war in der DDR nicht verboten. 1968 wurde der berüchtigte Paragraph 175 gekippt. Er hatte homosexuelle Handlungen unter Erwachsenen unter Strafe gestellt. Im Westen galt dieser Paragraph deutlich länger. Ein Dorn im Auge waren die Homosexuellen der DDR Führung aber dennoch, sagt Regisseur Andreas Strohfeldt, der selbst als Schwuler in der DDR gelebt hat, allerdings nicht offen. Welche Beweggründe die DDR hatte, den Paragraphen 175 zu lockern, ist für Filmemacher Andreas Strohfeldt bis heute unklar.
Andreas Strohfeldt: Während der Recherchen haben wir versucht, irgendwelche Materialien zu finden und haben auch mit Juristen darüber gesprochen, und keiner konnte richtig nachvollziehen – warum? Aber ich denke, dass es auch damit zu tun hatte, dass man sich von der Bundesrepublik abheben wollte. Es gibt ja auch eine Tradition in der deutschen Arbeiterbewegung, in der kommunistischen Bewegung, die sich schon in den 20er Jahren gegen den Paragraphen 175 ausgesprochen hat. Und 1968 schien anscheinend die Zeit gekommen, diesen Paragraphen zu kippen, ohne allerdings die Motive und dass es passiert ist, in die Öffentlichkeit zu bringen. Still und heimlich wurde dieser Paragraph gestrichen, aber es wurde nie bis zum Ende der DDR thematisiert.
Sprecherin: Und auch danach nicht. Mehr als 20 Jahre ist der Mauerfall nun her und erst jetzt widmet sich ein langer Dokumentarfilm dem Thema. 13 Protagonisten kommen in den Film von Andreas Strohfeldt und Jochen Hick zu Wort. Der Großteil von ihnen war schon zu DDR Zeiten in der Homosexuellenbewegung aktiv, so wie Marina:
O-Ton Marina Krug: Am Anfang wusste ich gar nicht, wo ich hingehen sollte, und dann hat sich das irgendwann mal ergeben, eigentlich zufällig. Ich war dann am Alexanderplatz im Posthorn, und da habe ich diese eine Frau kennen gelernt, die in der Druckerei vom Neuen Deutschlands arbeitete damals, und die saß da am Tisch, und ich habe nur gemerkt, irgendwie ist die anders.
Sprecherin: Schwierigkeiten mit dem Outing hatten Homosexuelle in West und Ost gleichermaßen, glaubt Regisseur Jochen Hick. Im Gegensatz zu den Schwulen und Lesben in Westdeutschland hatten sie im Osten aber wenig Gelegenheit, gezielt auf Gleichgesinnte zu treffen. Denn am besten konnte man in der DDR leben, wenn man unauffällig blieb.
Jochen Hick: Was wir aber zeigen wollten, ist ja, egal wie man es sieht, auch wenn man sein normales Coming Out haben konnte oder sonst wie… Es waren wirklich Grenzen in diesem Land, die einen bis zum Tod bringen konnten. Es waren eben diese Peaks – man konnte da ganz normal leben, wie zum Beispiel die drei Alten, die man im Film sieht, denen nie irgendetwas zugestoßen ist oder passieren könnte, aber wenn man eben irgendetwas ganz Bestimmtes wollte, und das war eben auch Republikflucht, dann war man eben auch geliefert.
Sprecherin: So unterschiedlich wie die Protagonisten, so unterschiedlich sind ihre Geschichten und ihr Verhältnis zur DDR. Der eine wurde von der Stasi angeheuert, dem anderen wurden von eben der sog. Romeos auf den Hals gehetzt – junge Männer, die ihn verführen und aushorchen sollten. Die einen hatten mehr Beziehungen als sie zählen konnten, die anderen, Peter und Dieter, feiern bald 50. Jahrestag.
O-Ton Peter Bausdorf: Kennen tun wir uns seit 63/64.
O-Ton Dieter Neuendorf: 7. Februar.
O-Ton Peter Bausdorf: 63 - und 64 hat es geschnackelt.
O-Ton Dieter Neuendorf: 48 Jahre.
O-Ton Peter Bausdorf: 47.
Sprecherin: „Out in Ost-Berlin“ – ein heiterer wie nüchterner Film, der jegliche Schwarz/Weiß-Zeichnung vermeidet.



Gay.ru
Dr. Olga Zhuk

Gegen die Regel beginne ich meine Besprechung des LGBT Programms der Berlinale weder mit den Preisträgern noch mit den Spielfilmen, sondern mit dem im Panorama gezeigten Dokumentarfilm „Out in East Berlin: Lesbian and Gays in the GDR“ von Jochen Hick und Andreas Strohfeldt. Beide Regisseure kennen wir aufgrund ihres künstlerischen und sozialen Engagements in Russland. Der Film- und Russlandliebhaber Andreas Strohfeldt arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit der russischen LGBT Bewegung zusammen, und der Regisseur Jochen Hick, der zwei Mal bei den Moskauer Gay Prides mit der Kamera dabei war, drehte mit Andreas‘ Unterstützung den Film „East/West – Sex & Politics“ (2008).
„Out in East Berlin“ verdient besondere Aufmerksamkeit. Der Film weist in Weite und Tiefe beträchtlich über das im Titel angelegte Thema Lesben und Schwule in der DDR hinaus. Er erzählt viel Neues über das Leben in der DDR, über die Konfrontation zwischen Ost- und Westeuropa, Kommunismus und Kapitalismus. Die Dokumentation streift das Thema Glauben und romantische Ideen (sehr deutsch!), handelt von Freiheit und Unfreiheit, von der erstickenden Atmosphäre totaler Kontrolle und Nachstellungen seitens der Stasi, der ostdeutschen Geheimpolizei. Durch die Verwendung von umfangreichem Archivmaterial gelingt es den Autoren, die Atmosphäre jener Jahre nachempfinden zu lassen und uns hineinzuziehen in unsere eigene und die fremde nicht so ferne Vergangenheit.
Die Regisseure sind nicht die ersten, die sich dem ostdeutschen LGBT Thema genähert haben. Im vergangenen Jahr wurde im nämlichen Panorama Programm der Berlinale der Dokumentarfilm „Unter Männern – Schwule in der DDR“ gezeigt. (...)

http://www.gay.ru/art/cinema/article/berlinale-2013-natisk.html

Czech Televisi
Simon Safranek

Queer
Nahá tela nad Berlínem

Zajímavosti a novinky z filmového festivalu Berlinale, který významne podporuje LGBT filmy a má pro ne i vlastní cenu Teddy. Režie Šimon Šafránek

TV-Program of Simon Safranek about Berlinale 2013 also featuring "OUT IN EAST-BERIN" in the edition of 30 March and 6 April.

30.3.2013 - 0.30 hr.

http://www.ceskatelevize.cz/porady/10520528904-queer/213562210900004-nah-tla-nad-berlnem/


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